Faslams-Chronik

Da Faslam nicht erst im Jahr 1979 mit der Eintragung des Vereins in das Vereinsregister in Pattensen eingeführt wurde, sondern hier schon eine sehr lange Tradition hat, geht der Blick bis in das 19. Jahrhundert zurück.

In Pattensen wird, soweit dies aus Gesprächen mit ehemaligen Pattensener Bürgern um 1980 herum zu erfahren war, seit ca. 1865  Faslam gefeiert. Ursprünglich sollte mit dem Faslamsfest der Winter bzw. die dunkle Jahreszeit mit ihren vermuteten Geistern und Gespenstern ausgetrieben werden. In einigen Dörfern unserer Nachbarschaft werden daher in Anlehnung an diese Sitten auch heute noch Puppen, Strohpuppen, der Faslamspeter und ähnliche Figuren verbrannt. Auch das „Kömbuddel-Suchen“ in allen Ecken und Winkeln der Häuser und Scheunen, in einigen Dörfern ebenfalls auch heute noch praktiziert, soll geisteraustreibende Wirkung haben. Auch in Pattensen ist es so gewesen.

Der Ablauf des Faslamsfestes gestaltete sich in der damaligen Zeit völlig anders als heute. In Pattensen feierte man im 19. Jahrhundert, aber auch noch bis in die 30’er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein, von Sonntag bis Dienstag Faslam. Die Knechte bekamen damals neben dem Sonntag auch am Montag und Dienstag frei. Veranstalter des Faslamsfestes waren nur die Junggesellen. Sie wählten sich in jedem Jahr 2 Faslamsvadder. Eine Faslamsmudder gab es damals noch nicht.

Am Sonntag begann man mittags mit einem Umzug durch das Dorf. Hierzu wurde eine Musikkapelle verpflichtet. Mädchen durften am Umzug nicht teilnehmen. Nach dem Umzug, der bis 1928 ohne Festwagen durchgeführt wurde, begab man sich in das Gasthaus Meyn (Wildung, heute der Grieche), um dort das Tanzbein zu schwingen. Ab 1895 wurde abwechselnd bei Stein (Blumenstraße 7) und bei Meyn gefeiert; schließlich nur noch bei Stein. Erst im Laufe der Jahre kamen Klockmann (selten) und ab 1912 Post-Maack als Faslamslokale hinzu. Für das leibliche Wohl mußte man seinerzeit noch selbst sorgen. Die Mädchen brachten dazu in den Tagen vor dem Fest Milch, Mehl und Eier zum Bäcker, der dann Butterkuchen und Topfkuchen backte. Dieser Kuchen wurde am Sonntag und am Montag verzehrt. Dieser Brauch währte bis etwa 1910.

Am Montag wurde wieder getanzt. Den Dienstag verbrachten die Faslamsbrüder mit dem „Schnorren“ und dem Faslamskehraus. Diesen Abschluß feierte man nur bei Stein. 1928 führten die Faslamsbrüder unter der Leitung von Faslamsvadder Adolf Kuhn (Regierungszeit von 1928 bis 1933) den Umzug mit bunten Wagen ein. Auch zu dieser Zeit gab es noch zwei Faslamsvadder. Die Zeit des 3. Reiches und des 2. Weltkrieges beendeten dann zunächst die Faslamsfeiern, aber auch die Feste der anderen Pattensener Vereine.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges lebten die Aktivitäten der Pattensener Vereine wieder auf. Vor der Aufnahme sportlicher oder sonstiger Aktivitäten bestand der größte Nachholbedarf offensichtlich bei dem Feiern von Festen. Bereits vom 27. bis 29. Januar 1946 wurde wieder Faslam gefeiert. Erste Faslamseltern waren Hermann Cordes (Faslamsvadder) und Hermann Klockmann (Faslamsmudder). Anstelle der früheren zwei Faslamsvadder wurden nun ein Vadder und eine Mudder gewählt. Beide trugen aber, wie auch heute noch, Gehrock und Zylinder. An allen drei Tagen wurde kräftig getanzt. Am Sonntag kamen 550 Besucher, am Montag waren es 280 Teilnehmer und am Dienstag nochmals 350 Faslamsgäste. Aufgrund einer Besatzungsanordnung war bereits um 22.00 Uhr Zapfenstreich; entsprechend früh am Nachmittag begannen die Veranstaltungen. Sieben Musiker spielten zum Tanz auf, 350 Liter Bier und 150 Liter Faßbrause wurden beim Gastwirt getrunken. Alle übrigen Getränke und Eßwaren mußten mitgebracht werden. Schwarzbrenner hatten Hochkonjunktur. Der Schnaps wurde in der Regel aus Rübenschnitzel zuerst gekocht und dann gebrannt. Dabei mußten die Brennutensilien nach dem Gebrauch vor der Polizei sicher versteckt werden. Dazu diente u.a. auch der Boden der Friedhofskapelle.

Das zweite Faslamsfest am 26. und 27.1.1947 konnte nur nach Überwindung größerer Hindernisse durchgeführt werden. Aufgrund der nach dem Krieg unzureichenden Stromversorgung untersagte die Militärregierung in der Tanzerlaubnis ausdrücklich die Entnahme elektrischen Stroms für die Veranstaltungen im Gasthaus Post-Maack. Damit dennoch Faslam gefeiert werden konnte, stellte Faslamsvadder Herbert Vehling auf der Scheunen-Diele des Gasthauses ein Trecker mit Antriebsscheibe auf und schloß mittels eines Riemen eine Gleichstromlichtmaschine zur Stromerzeugung „verkehrt herum“ an. Mit einem alten Telefonkabel wurde der so erzeugte Strom hinter dem Stromzähler in das Stromnetz des Gasthauses eingespeist. Zur Ableitung der Treckerabgase aus der Scheune fand ein Fallrohr der Dachentwässerung Verwendung. Faslam muß seinen Willen haben.

Die höchste Besucherzahl wurde 1948 erreicht. Damals kamen am Sonntag 580 Besucher zur Maskerade und zahlten jeder 3 Reichsmark Eintritt. Ab 1949 konnte dann unser Gastwirt wieder selbst Köm verkaufen. 71 Flaschen Schnaps wurden notiert. Aber auch zu dieser Zeit wurde der schwarz gebrannte Schnaps noch reichlich genossen. Der ehemalige Birnbaum in Possi’s Garten hätte davon sicher manche Geschichte erzählen können.

Neben dem Trinken, und wenn vorhanden, Essen, wurde nach dem Kriege auch wieder viel geraucht. Die Zeiten besserten sich. 1953 kauften die Faslamsbesucher bei Post-Maack 4.200 Zigaretten.

Ab 1957 konnte das Faslamsfest um den Preisskat erweitert werden. 60 Skatspieler fanden sich zum 1. Faslamspreisskat ein.

Die Faslamsfeste wurden bis 1951 bei Post-Maack und von 1952 bis 1958 abwechselnd bei Klockmann-Jezirski und Post-Maack gefeiert. Seit 1959 sind wir hier bei Post-Maack zu Hause.

Das Faslamsanbinden fand dagegen bis zur Aufgabe der dortigen Gastwirtschaft bei Lichtwarck statt, zuletzt 1981. In den Jahren danach gab es ein kurzes Gastspiel von zwei Jahren im Dorfkrug (Stein/Bohlmann) und in den letzten Jahren finden wir uns mit einer Ausnahme zum Anbinden hier bei Post-Maack ein und führen die 2. Mitgliederversammlung bei Maack-Kramer durch.

Die Faslamsumzüge mit Festwagen und in den letzten Jahren mit vielen Tausend Zuschauern wurden 1947 eingeführt. In den ersten Jahren waren es 3 – 4 Trecker mit Anhänger bzw. Pferde mit Wagen, die am Umzug teilnahmen. Dazu kam dann noch ein Wagen mit den Musikern, zuletzt war dies die Kapelle Brößling. Seit Anfang der 70’er Jahre haben wir auch Spielmannszüge dabei; daneben führt inzwischen fast jeder Wagen seine eigene Musik mit.

1958 konnte die Zahl der Wagenthemen von 4 auf 9 gesteigert werden und schwankte bis 1970 zwischen 4 und 11 Themen. Danach erfolgte ein gewaltiger Aufschwung; 1971 waren es bereits 19 Faslamswagen und Fußgruppen, die am Umzug teilnahmen. 1983 wurde dann mit 30 Gruppen die Höchste Themenzahl erreicht. In den letzten Jahren pendelte sich diese Zahl durch Zusammenlegen von Gruppen zwischen 23 und 26 ein. Die Zusammenschlüsse haben zu einer erheblichen Qualitätsverbesserung der Umzugsthemen beigetragen. Aber auch die Fußgruppen, und hier insbesondere die Damengruppen, haben unseren Umzügen zu einem bunteren Bild verholfen. Daneben beteiligen sich erfreulicherweise immer mehr Kindergruppen.

Spitzenreiter bei der Themenwertung in den einzelnen Jahren ist Heino Frahm mit seinen Mannen. Seine Wagenbaugruppe konnte zwischen 1974 und 1987 insgesamt 10 Titel gewinnen. Es folgen die Baugruppen um Heinrich Eggers und Jens Neven/Markus Gerdau sowie Winfried Haferland mit jeweils fünf ersten Plätzen.

Neben den schönen Stunden beim Wagenbauen oder Kostümeschneidern sowie der ausgelassenen Freude beim Umzug selbst, gab es aber auch Augenblicke, die uns in schwierige Situationen brachten. So etwa der Unfall eines Faslamswagen am 5.2.1984, der den Faslamsklub insgesamt 5.000 DM kostete und als Folge seit dieser Zeit einige Tausend DM bzw. Euro an zusätzlichen Versicherungsprämien erfordert hat. Aber auch der Faslamserlaß aus Hannover, der die Faslamsschwestern und Faslamsbrüder 1985 fast um die Durchführung der Umzüge brachte, machte erheblich zu schaffen. Erst durch eine persönliche Vorsprache des damaligen Vorsitzenden Peter Dederke mit einer Abordnung aus Pattensen, Hoopte, Hanstedt und Stöckte bei der damaligen Wirtschaftsministerin Birgit Breuel im Niedersächsischen Landtag in Hannover konnte das Schlimmste abgewendet werden.

Da im Lauf der Jahre die Arbeit mit der Organisation der Faslamsfeste immer umfangreicher wurde, gründeten die Faslamsleute am 21.1.1973 im Gasthaus Lichtwarck den Pattensener Faslamsklub, der aber noch nicht in das Vereinsregister eingetragen wurde. Bis dahin mußten Faslamsvadder und Faslamsmudder alles alleine vorbereiten und waren für die finanzielle Abwicklung der Faslamsfeste persönlich verantwortlich. Durch die Gründung des Faslamsklubs wurde die Arbeit auf 10 Personen verteilt. Vorsitzende waren von 1973 bis 1978 Ludwig Sievers und von 1978 bis 1988 Peter Dederke. Seit 1988 ist Rainer Müller-Petersen Vorsitzender des Faslamsklubs.

Mit 1979 tritt dann das Jahr ins Rampenlicht, zu dessen Erinnerung am 26.6.2004 bei Post-Maack das 25jährige Vereinsjubiläum gefeiert wurde. In diesem Jahr beschlossen die Faslamsbrüder eine neue Satzung, die am 19.12.1979 als e.V. in das Vereinsregister eingetragen wurde. Die Eintragung beim Amtsgericht Winsen bereitete allerdings noch einige Schwierigkeiten. Für die Eintragung mußte das Versammlungsprotokoll vorgelegt werden. Und darin stand, daß nach jedem Absatz der Satzung, der beschlossen wurde, jeder Teilnehmer einen Korn trank. Bei 27 Abstimmungen über die Satzung, die im Protokoll verzeichnet waren, vertrat der Rechtspfleger des Amtsgerichts die Auffassung, daß die Versammlung nicht mehr ganz Zurechnungsfähig und damit Beschlußunfähig war. Da kannte er aber die Pattensener schlecht! Auch dieses Problem konnte erfolgreich beseitigt werden.

Seit 1977 ist der Pattensener Faslamsklub stolzer Besitzer eines 0,897 qm großen Straßenstücks mitten in der Winsener Innenstadt. Zuletzt wurde dieses Grundstück am 6.2.1992 mit dem damaligen Bürgermeister Gustav Schröder und dem damaligen Stadtdirektor J.V. Volquardsen und vielen Faslamsschwestern und -brüdern besichtigt. In drei Jahren jährt sich die Eigentumsbegründung zum 30. Mal. Dann steht sicherlich ein neuer Ortstermin an.

Danke an Peter Dederke